Montag, 4. Juni 2012

Darf ich vorstellen? AMAZONAS!


Meine letzte Reise ging zum berühmt-berüchtigten AMAZONAS.
Ist irgendwie schwer, zu glauben, dass ich wirklich dort war!
Am 19. Mai haben mich meine Gasteltern nach Campo Grande zum Flughafen gebracht, von wo aus ich dann mit Zwischenstopp in Cuiabá und Porto Velho nach Manaus geflogen bin (nervige Quasselstrippen, die einem alles erzählen, was man nicht wissen will, gibt es hier übrigens auch, habe ich festgestellt.). Manaus ist die Hauptstadt des Staates Amazonas. (Es gibt den STAAT Amazonas, den FLUSS Amazonas und die REGION Amazonien, die mehrere Staaten umfasst).
Schon beim Hinflug war ich verblüfft: Ich hab aus dem Flugzeugfenster geschaut und hab gedacht "Wie hoch oben sind wir bitte? Da ist alles schwarz da unten!" bis ich Baumkronen und grün erkennen konnte. Unübertrieben, es war ALLES voll mit Wald, bis zum Horizont, so weit man sehen konnte nur Bäume und ein paar Flüsse.
Ist schwer zu erkennen, aber seht selbst:


Schau zweimal hin, dann erkennst du die Baumkronen ;)





In Manaus sind wir dann direkt ins Hotel, ein immens großes 100000-Sterne-Hotel (fast), in dem man sich kaum zurecht findet. Dort haben wir gegessen und sind dann nach einer kurzen Erholung abends zu den Proben für die "Festa de Parintins" gegangen. Die Kurzfassung: Es ist ein Fest, das am letzten Juniwochenende stattfindet und ursprünglich auf einer Insel im Amazonas "erfunden" wurde. Dann sind die Leute aber in die Stadt gekommen und weil sie sich so nach diesem Fest gesehnt hatten, haben sie beschlossen, in den 3 Monaten vor Juni jedes Wochenende "Proben" zu machen.
Es geht um 2 Lager, auf der einen Seite der "Boi Caprichoso" (blau), das ist der "noble Bulle" und auf der anderen Seite der "Boi Garantido" (rot), der Bulle der Armen. Wie immer geht es um den Streit zwischen Arm und Reich und so wird während dem Fest ein Streit zwischen den Bullen (verkleidete Menschen) aufgeführt, bei dem auch meines Wissens immer eine Seite gewinnt.
In den 3 Monaten vorher probt jedes Wochenende eines der beiden Lager, bei uns war es der Boi Caprichoso. Man kann einfach so zu den Proben gehen, sollte sich aber entsprechend kleiden- blau/weiß oder eben rot. Wer das nicht macht, wird interessanterweise nicht verprügelt (ist hier ja oft der Fall, bei Fußballspielen, Märschen oder sonstigen Aktivitäten), Streit gibt es dort nicht. Aber es wird als erniedrigend und respektlos angesehen und man sollte es einfach nicht tun.
Interessantes Detail: Bei der echten Aufführung verkauft Coca Cola angeblich BLAUE Dosen für die blaue Seite ;)

Am Samstag, 20., sind wir dann mit dem Bus durch die Stadt geschippert. Die Stadt an sich hat kaum was zu bieten und nach dem Park und dem Theater war die Stadttour auch schon beendet und wir sind ins Shoppingcenter zum Mittagessen gefahren ;)
Was aber interessant ist: Es gibt keine geteerte Straße, die nach Manaus oder von Manaus wegführt. Innerhalb Manaus gibt es natürlich Straßen, aber die meisten kommen per Schiff oder Flugzeug. Es gibt immer wieder Diskussionen über Straßenbauten, aber bisher wurde nix gemacht.

Nach dem Essen ging es nach Presidente Figueiredo, das ist ein kleiner Ort 2 Stunden von Manaus entfernt. Wir waren in einer Art Kolonie untergebracht. Am Nachmittag sind wir in Jeans und T-Shirt aufgebrochen zur Nachtwanderung - das erste Mal Amazonas-Regenwald live!
Man stellt sich das ja vor wie im Film oder in diesen "Ich war im Wald vermisst, habe wilde Tiere gesehen und überlebt" - es ist genau so! Man tritt ein in den Wald und hört sofort alle möglichen Insekten zirpen und sieht buchstäblich den Wald vor lauter Bäumen nicht! Es ist alles so dicht bewachsen, dass man überhaupt nicht weit sehen kann.
Unser Ziel war ein Wasserfall, durch den wir in Klamotten gerannt sind. Leider durften wir nicht baden, da das Wasser verschmutzt war oder es irgendwelche seltsamen Tiere gab oder so. Keine Ahnung.

In the jungle, the mighty jungle..




Gefühlte 3000% Luftfeuchtigkeit!



Es war eine äußerst schöne Begegnung mit so viel Natur und auch wenn ich mir den Kopf MÄCHTIG an einem Baumstamm angerammt hab, war es echt toll!

Am Sonntag ging es, nachdem wir noch bei einem anderen Wasserfall baden waren, richtig los - zurück nach Manaus, direkt aufs Boot, 6 Tage Bootsfahrt vor uns.






TAG 1.

Wir haben unsere Gruppe in 2 kleinere Gruppen auf 2 Boote (Anaconda und Jacaré = Krokodil) aufgeteilt, mit je 25 Leuten. Wir waren insgesamt 8 Deutsche, haben uns in 4 und 4 aufgeteilt.
Auf unserem Boot waren außerdem ein Haufen Neuseeländerinnen, Thailänder, 2 aus Hong Kong, Belgier, etc etc.
Nach dem ersten Beschnuppern haben wir uns prächtig verstanden, wobei die Thailänder eher unter sich geblieben sind und wir Deutschen uns mit den Neuseeländerinnen zusammen getan haben.
Bald nach der Abfahrt gab es das erste Highlight zu sehen: "Encontro das águas". Hier treffen sich die beiden Flüsse Rio Negro (schwarz) und Rio Solimoes (braun). Ihre Wasser vermischen sich nicht und so kann man die zwei verschiedenen Farben sehen. Wegen dem Hochwasser hat man es nicht sooo gut gesehen, aber es ging schon. Hier hat übrigens der Rio Amazonas, der ECHT Amazonas, seinen Ursprung.
Wir sind auf dem Rio Negro geblieben.























Am Abend haben wir die größten Wasserpflanzen der Welt gesehen, die Vitória-Régia.


Nachts haben wir dann unsere Hängematten aufgehängt, um zu schlafen. Ich muss sagen, es war gemütlicher, als ich es erwartet habe ;)

TAG 2.

Morgens haben wir einem Indiostamm einen Besuch abgestattet. Ihr Symbol ist die Ameise, weil die Jungs, wenn sie heiraten wollen, ihre Hand 21 mal für je 30 Minuten in eine Art Handschuh stecken müssen, ohne zu weinen.
Sie leben mitten im Wald am Fluss, sprechen Portugiesisch und ihre Stammessprache und haben ANGEBLICH kaum Kontakt zur Stadt. Um zu überleben gehen sie jagen und fischen. Das, was sie aus den Verkäufen von handgemachten Souvenirs einnehmen, benutzen sie, um Kleidung zu kaufen (in der Stadt ;) ). Sie haben ihre eigene Apotheke, die mit rein pflanzlichen Medikamenten bestückt ist.
Ich kann nicht einschätzen, inwiefern sie wirklich fern der Zivilisation leben, aber in vieler Hinsicht stimmt das mit Sicherheit, weil sie einfach nicht die Konditionen haben, ständig zum Arzt oder einkaufen zu gehen. Sie sind an Touristen gewöhnt, kennen das Schema, etc., aber sind trotzdem anders ;)



Stammesführerin




Ameisenhandschuh




Am Nachmittag sind wir mit motorisierten Böötchen in den Wald gefahren und das war schon SEHR cool, mit dem BOOT mitten durch den Wald zu schippern :D

Weils dann nach dem Abendessen schon zu spät war, haben wir die Krokodilexkursion auf einen anderen Tag verschoben.

TAG 3.

Nach dem Frühstück sind wir zur "Casa da farinha" (Haus des Mehls) gefahren. Dort wird aus Mandioca (Maniok?) Mehl gemacht, das dann wiederum zu Tapioca verarbeitet wird.
Ich durfte das Mandioca mahlen, dann "auswringen", sodass die giftige Flüssigkeit
rauskommt. Das, was sich da dann absetzt, nimmt man und lässt es trocknen glaube ich. Anschließend nimmt man dieses "Mehl" und röstet einen Fladen darauß = Tapioca.

Casa da farinha






Mandioca



Achtung giftig!

Mein Tapioca

Backe, backe Kuchen...

Fertiiiiig

Cupuacu


Acaí


Leider durften wir nix essen, weil uns verboten wurde, außerhalb des Bootes was zu essen, weil man nie weiß, was da genau drin ist, wie die Sachen gelagert werden, etc. Und das Risiko, dass es einem danach schlecht geht, war zu groß. Die Ärztin war sowieso rund um die Uhr beschäftigt, weil STÄNDIG jemand Durchfall hatte oder gebrochen hat (ich wurde glücklicherweise auf der ganzen Reise verschont!!!). Ein paar wurden sogar ins Krankenhaus gebracht, sind dann aber bald zurückgekommen.

Am Nachmittag wurde dann eine große Sehnsucht gestillt: Wir haben 2 Teams geformt, Mädels und Jungs, und haben gegen die Jugendlichen aus einem Eingeborenendorf FUßBALL gespielt! ENDLICH mal wieder kicken!! :)
Wir haben gewonnen, nachdem wir 3:3 gespielt haben und dann das Elfmeterschießen für uns entscheiden konnten :)

















Dreckig aber überglücklich!

Am Abend haben wir eine kleine Feier mit dem Dorf zusammen organisiert, war ganz schön :)

TAG 4.

Frühs waren wir Schwimmen, nach dem Mittagessen dann: DELFINSCHWIMMEN!!
Die Delfine leben nicht in einer Station, sondern im Fluss, haben kein Gehege, null. Sie sind aber an Touristen gewöhnt und kommen, wenn man sie mit Fisch lockt. Wir durften sie berühren und streicheln, einmal ist sogar einer so zu mir hergekommen und unter mich geschwommen, dass ich mich wie bei Flipper gefühlt habe ;)
Es waren normale Delfine und Pink Dolphins, also rosa Delfine, die es NUR im Amazonas gibt.
Die waren sooo schnuffig und es war echt ABSOLUT toll!









Die Guides hatten auch irgendwie 14 rießen Fische (Pirarucú) in einem Tank, die wir versucht haben, zu angeln, aber keiner hatte so wirklich Erfolg. So ein 50-Kilo-Trumm hochzuwuchten ist auch nicht leicht ;)

Nachts sind wir dann auf Krokodilsuche gegangen. Mein Kayak hatte keinen Erfolg und ging mit leeren Händen zurück zum Boot. Die anderen hatten dafür umso mehr Erfolg: Ein schwangeres Faultier und ein kleines Krokodil im Gepäck!!!!





TAG 5.

Frühs gings zu nem kleinen Strand, wo wir baden waren. Direkt daneben war ein Friedhof mit blauen Holzkreuzen, die nichtmal Namen hatten. Traurig irgendwie!
Anschließend sind wir Kanufahren gegangen und ich war mit Kirsten aus Neuseeland zusammen. Nachdem wir ein bisschen rumgegondelt sind, hatte ich die glorreiche Idee, sie mit meinem Paddel nasszuspritzen. Sie hat sich dann natürlich sofort gerächt und so hat sich unser Kanu langsam aber sicher mit Wasser gefüllt, bis wir so wie im Film ganz langsam untergegangen sind :D Dann war ich im Wasser gelegen und bin halb ersoffen vor Lachen, während die arme Kirsten probiert hat, das Kanu umzudrehen (erfolglos ;D). Nach einer halben Ewigkeit hat uns dann jemand geholfen und wir sind pitschnass zum Boot zurück gepaddelt :D
Ein anderes Team hat einen toten Leguan aufgegabelt und mitgebracht :D Das war irgendwie ein ekliges Gefühl. Hat sich total unecht angefühlt




Die Nacht haben wir diesmal im Wald verbracht und auf dem Weg dorthin sind die beiden Norwegerinnen voll in Panik verfallen, dass ja eine Kobra kommen könnte. Nun gut.
Zu meiner Freude gab es keine Moskitos (wie übrigens auf der ganzen Reise nicht!!!) und ich konnte gut in mitten der Natur schlafen!





TAG 6.

Nachdem wir uns gut erholt haben, ging es wieder ab in den Wald: Survivaltrekking.
Uns wurden Bäume gezeigt, deren "Saft" gut gegen Durchfall bzw auf der anderen Seite gegen Verstopfung sind, Pflanzen, die man als Basis für Malaria-medikamente nimmt, wir haben gelernt, wie man eine einfache Hütte baut, um sich gegen den Regen zu schützen und ich hab in einen Ameisen"teil" gelangt (es war kein Hügel, es hing in der Luft :D). Wenn man die Ameisen dann verrieben hat, blieb ein Zitronenduft. Die Leute dort nehmen das als Mückenschutz, wenn sie jagen gehen.
Mein absolutes Highlight war, als unser Führer so Palmwedel genommen hat, daraus eine Schlinge gemacht hat und dann SCHWUPPS auf einen Baum geklettert ist :D
Wir durften auch und bei meinem zweiten Versuch hatte ich den Bogen raus. Ich war SO stolz auf mich ;)








TAG 7.

Ich hab grade bemerkt, dass wir anscheinend 7 Tage auf dem  Boot waren :D
Frühs sind wir nochmal schwimmen gegangen, am Nachmittag haben wir dann Bäume gepflanzt. Wuhu, ich hab einen Baum im Amazonas ;)
Der Führer, der übrigens derselbe ist wie der beim Survivaltrekking, hat uns erzählt, dass er  20 Hektar Land besitzt, für die er pro Jahr 5 Reais Steuern zahlt, das sind umgerechnet 2 Euro. Wow.
Er wohnt da mit seiner Familie und hat Schweine, Hühner und geht im Wald jagen.
Anschließend wurden 1000e Gruppenfotos geschossen und abends sind wir dann zurück in Manaus angedockt. Das Schlimmste war der Umstieg vom Boot in den Bus, weil wir uns auf dem Boot immer einen abgeschwitzt haben (die Luftfeuchtigkeit war extrem hoch und wenn man geduscht hat, war man direkt danach schon wieder verklebt) und die Klimaanlage im Bus auf Hochtouren lief :D
Um 21.00 sind wir am Flughafen angekommen (Anmerkung: Er war recht klein, trotzdem hatte er mehr Sachen zu bieten als Nioaque ;D) und dann sind wir grüppchenweise in die Flieger gestiegen. Meiner ging um 4.10 nach Brasília. Tooooll :D Von dort ein Flug nach Sao Paulo, von dort einer nach Campo Grande und dann mit dem Auto heim.
In Campo Grande sind wir in einen kleinen "Supermarkt" (Tante Emma) und als ich mich genauer umgeschaut hab, hab ich gemerkt, dass es GENAU der war, zu dem wir gegangen sind, als ich in Brasilien angekommen bin. Als ich das meinem Gastvater gesagt hab, hat er mich nur verschmitzt angegrinst :D





Acaí-Samen,...

.. die wir gepflanzt haben.













Jetzt bin ich hier, in Nioaque, voll in den Abschiedsvorbereitungen. Ich fliege bald zurück in die Heimat und ich weiß nicht, was auf mich zukommt.
Schau mer mal ;)

Machts gut, bis früher, als ihr wahrscheinlich denkt!! ;)

Ganz liebe Grüße

von der Amazonas-Anne!

PS: Es tut mir wirklich sorry, dass der Bericht so spät rauskam, aber
1. ist mein Internet im Moment so lahm, dass ich seit 3 Tagen Bilder hochlade und
2. habe ich SO viel zu tun, ich bin total im Abschieds-, Pack- und Organisierstress!!

6 Kommentare:

  1. Wow, Anne, das schaut traumhaft aus! Und sehr abenteuerlich ;) Wer kann schon von sich behaupten, schonmal n Faultier gestreichelt und n Delfin geritten zu ham x)
    Was heißt denn "bis früher, als ihr wahrscheinlich denkt"? Ziehts dich früher als geplant wieder in die Heimat? :)

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  2. Und es war noch viel traumhafter als es ausschaut ;)

    Nein, ich flieg planmäßig heim.. aber die meisten erwarten mich wahrscheins noch nicht :D

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  3. Ich erwarte dich schon ...
    Liebe Grüße aus der alten Heimat
    Petra

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  4. Ich will aber noch nicht! :D
    Du bist ja auch bei AFS dabei, du weißt das Datum wahrscheinlich eh, ne? ;D

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  5. ich bewundere immer wieder deinen Mut - so eine Leguan hätte ich niemals angefasst.
    maria

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  6. Er war tot... trotzdem wars ziemlich seltsam. Hat sich eher wie ein Stofftier angefühlt...

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