Donnerstag, 29. März 2012

Eine wirklich schöne Erfahrung...

Heute bin ich mit meiner Gastmutter zur Indio-Schule gegangen, weil ich ja mittwochs immer dort einen Englischkurs gebe. Für heute habe ich Rihanna - Love the way you lie vorbereitet, das die Schüler mithilfe des Internets übersetzen sollten, um zu verstehen, um was es in dem Lied geht. Ich habe sie nämlich letzte Woche gefragt, ob sie das gerne machen wollen, da kam ein eindeutiges "JA!" :)
Also haben sie sich dann in 2er-Gruppen an PCs gesetzt und google translate befragt.
Am Anfang dachte ich, sie fänden es unglaublich doof, aber dann waren sie mit Eifer dabei.
Und als wir dann besprochen haben, um was es ging, gab es einige, die sich voll ins Zeug gelegt haben, um mir das klar zu machen, was sie verstanden haben.
Das Schönste heute war aber, dass ich vielen zeigen "musste" (ich würde eher "durfte" sagen!), wo man google translator findet, wie man Sachen kopiert und einfügt, wie man einen E-Mail-Account erstellt, ein Dokument speichert und per Mail verschickt. Die Erfahrung, Gleichaltrigen das zeigen zu dürfen, hat mich umgehauen, ich war total gerührt. Und das sage ich jetzt komplett ohne Ironie, Sarkasmus oder sonst irgendwas.
Diese Jugendlichen leben so ziemlich alle ohne Internet und ohne Handyempfang. Viele haben zwar ein Handy, benutzen es aber hauptsächlich zum Musik hören oder wenn sie halt in die Stadt kommen. Die Aldeias (also wo sie wohnen) sind ca 10 Minuten von der "Stadt" entfernt.
Ich finde es toll, dass ich einen Ort auf der Welt kennenlernen durfte, an dem es Jugendliche gibt, für die es nicht selbstverständlich ist, alles am PC zu machen.
Selbst hier in der Stadt ist es nicht selbstverständlich, dass jeder Internet hat. Es gibt eine Menge Leute, die ins Internetcafé gehen - aber das ist nichts im Vergleich zur Aldeia, wo es nichtmal Handyempfang gibt.
Als wir das Lied dann besprochen hatten, habe ich es auf meinem Handy abgespielt und (eher aus Witz) gemeint "Und wir singen alle mit ;) ". Und ZACK, bei den Teilen, die von Rihanna gesungen werden, haben v.a. die Mädels, aber auch ein paar Jungs echt mitgesungen! Das hat mich nochmal umgehauen! Sie haben ohne zu zucken mitgesungen und das nicht als Verarsche oder mit Scham sonst was, sondern mit vollem Ernst!

Schönes Erlebnis, oder? :)

Gerührte Grüßlein ;)

Dienstag, 20. März 2012

Fernando Couto te convida. Em Nioaque vai acontecer!

Maringá, Campo Grande, Uberlândia, Cuiabá - pode vir, pode ir chegando que a festa vai comecar!
Umuarama e Goiana, vem correndo, vem a mil; vem curtir com a Zonadez,a Rádio dez do Brasil!

Vergangenes Wochenende stand die größte Feierei des Jahres in Nioaque auf dem Programm: Das zweitgrößte Sertanejo-Festival des Bundesstaats. (Sertanejo ist eine Musikrichtung, ABSOLUT geil!) Anlass war der 3. Geburtstag der Zonadez, eine Art Radiosender, der v.a. über Internet läuft, und in manchen Städten hier in der näherliegenden Region ausgestrahlt wird. Die Feier bestand aus zwei Teilen: Ein Aufwärmen am Samstag und dann über 30 Sertanejo-Paare den ganzen Sonntag über bis Mitternacht. Meine Gastmutter kennt den Veranstalter, also hat sie am Freitag ganz frech bei ihm angerufen und gefragt, ob man nicht ein VIP-Bändchen für mich organisieren könne, damit ich im Backstagebereich Fotos mit den Sängern machen kann :D Die Antwort war dann "Kommt morgen zum Aufwärmen, da geb ich es euch".
Also sind wir, d.h. meine Gasteltern, meine Gasttante und Mizuka (Japan) am Samstag zum Marktplatz, wo auch schon das Trio Elétrico (so ähnlich wie diese Wägen vom Faschingszug) stand und ordentlich die Musik rausgepullert hat. Kurz nach unserer Ankunft wurde aber angekündigt, dass die Bürgermeisterin verboten hat, am Marktplatz zu bleiben, angeblich wegen dem Lärm. In Wahrheit ist sie aber nur neidisch, weil sie es nicht hinbekommt, ne ordentliche Feier zu schmeißen und Fernando (Veranstalter) immer richtig gute Feten mit einem Haufen Leute zum Laufen bringt :D
Also mussten alle zur Chácara Cambacuá, dem Ort, wo fast alle Feiern stattfinden, inklusive die Show vom Sonntag. Also sollten wir Fernando dort nochmal fragen. Dort angekommen meinte er dann "Morgen um 12 bin ich hier, da könnt ihrs abholen". Shiiiiit. Naja, wir haben dann noch ein bisschen getanzt usw., die Musik war nicht soooo toll (das da oben ist übrigens die "Themenmusik" von dem Event) und wir sind auch relativ bald wieder heimgegangen.
Am Samstag dann um 12 bin ich mit Mizuka und meinem Gastbruder wieder zur Cambacuá, leider ohne Fernando :D "Um 13 Uhr" hieß es dann. Mein Gastbruder meinte dann, dass er später vorbeischaue und die Bändchen für uns holt. Ich hab zwar nicht mehr dran geglaubt, aber um 14.30 kam er echt mit einem Bändchen für mich und einem für Mizuka in mein Zimmer spaziert :)
Um 14 Uhr hat die Show angefangen und die ersten Sertanejo-Paare (die meisten Sänger treten in Paaren auf) waren am spielen. Um 16 Uhr sind wir dann mal hin, haben weng rumgeschaut, es gab auch eine Art "Minikiliani" und ich bin so ein Loopingteil gefahren. Hatte ja schon ein bisschen Schiss, so von wegen Sicherheit, aber war alles cool ;) Dann gings wieder heim und abends um 18.30 sind dann Mizuka, ich und meine Gasteltern hin und dann gings ab :D
Mi und ich sind zur Bühne vorgegangen (ein HAUFEN Menschen war da!!!), aber ich habe den Backstagebereich nicht gefunden. Durch meine tollen Connections hab ich dann einen von den Security-Leuten gekannt (der arbeitet normalerweise in der Bank und ich hab mal mit dem geplauscht), und er hat dann für mich gefragt, wo es langgeht. Also sind wir dann hinter die Bühne geschlüpft und daaaann hab ich leider niemanden erkannt. Ich hatte keinen Plan, wer Sänger ist und wer nicht, weil die Mehrheit der Sänger eher unbekannt war. Ich hab dann aber den einen Kerl gekannt, der Mitorganisator war (CONNECTIONS! :DDD) und der hat uns dann zu den ganzen Sängern geführt, Fotos gemacht und CDs organisiert. Hier verschenken die nämlich CDs um Werbung zu machen :D Die Mainacts, also die bekannten Paare, die selbst ich kannte, kamen natürlich erst später an die Reihe und so haben wir dann währenddessen vor der Bühne getanzt und gefeiert. Auf einmal schreit der Veranstalter so "Und jetzt mit euuuuuuch, JOAO NETO E FREDERICOOOO" und ich so "Fuuuuuck". Das war das Paar, das so ziemlich am bekanntesten war. Also haben wir erst ihren Auftritt genossen und sind dann Backstage geflitzt, um sie zu erwischen. Sie kamen die Treppe runter und wurden auf DIREKTEM Weg zum Auto geschleust, weil sie anscheinend sofort nach Campo Grande zum Flughafen gefahren sind. Foto? Keine Chance. Mist. Dafür konnten wir dann ein Foto mit Victor&Matheus machen, das andere national bekannte Paar. Die beiden haben dann zum Schluss eine ca. 2stündige Show gegeben, die anderen haben jeweils nur 3 bis 4 Lieder gesungen..

Um 23 Uhr oder so sind wir dann heimgegangen, um Mitternacht war das ganze Spektakel sowieso zu Ende. Es war auf alle Fälle sehr cool, v.a. wegen dem VIP-Bändchen :D
Nioaque hat echt was geboten, es waren mehrere Tausend Menschen da, ich hab keine Ahnung, wie die das geschafft haben, das so gut zu organisieren :)

Gestern war ich dann so was von fertig, obwohl ich 4 Stunden geschlafen hatte, was jetzt ja nicht soooo wenig ist.. Naja, hab halt den ganzen Nachmittag nach der Schule gepennt :D


Das sind Joao Neto & Frederico mit einem Teil aus Lê lê lê...

Namen vergessen.. :D

Lucas Calderan

André & Kadu - die beiden haben mir dank Rammstein ein paar deutsche Wörter entgegengeschmissen :D

VICTOR & MATHEUS!!!

und viele mehr... :D

Bis baaaaald, achja: Es bleiben noch ziemlich genau 3 Monate.. waaaaah, Panik!

PS: Das ist übrigens das neongelbe Top, von dem ich gaaaaanz zu Anfang meines Blogs erzählt habe :D

Freitag, 16. März 2012

R.I.P. Hadrien Thys

Vorgestern Abend, am 14.3.2012, war Hadrien Thys, ein Austauschschüler aus Belgien, in seiner Stadt Campos, nördlich von Rio de Janeiro, mit dem Fahrrad auf dem Nachhauseweg. Auf einer Kreuzung wurde er von einem Auto erfasst, der Krankenwagen kam sofort. Beim Eintritt ins Krankenhaus ist er jedoch seinen Verletzungen erlegen und verstorben.
Ich habe Hadrien auf der Nordostenreise kennenlernen dürfen und was passiert ist, schockt mich zutiefst. Ich kann es nicht begreifen, dass er einfach so weg ist. Wenn ich mir vorstelle, wie sich seine belgische Familie fühlen muss, verknotet sich mein Magen. Sie haben ihren Sohn für ein Jahr gehen lassen, mit dem "Wissen", ihn nach spätestens 11 Monaten wiederzusehen. Sie haben geplant, ihn hier in Brasilien besuchen zu kommen und mit ihm zu verreisen. Ja, sie werden kommen. Allerdings nicht, um ihn lebendig zu sehen - sondern wegen des Leichnams.
Ich hatte eher weniger Kontakt zu ihm, jedoch gehört er einfach dazu. Er ist Austauschschüler im selben Land wie ich und diese Tatsache allein macht ihn zu einem Teil der Austauschschülerfamilie, der jeder automatisch angehört.
Gestern Abend wurde in Campos eine Trauerfeier veranstaltet, bei der ein Teil seines Fahrrads weiß angemalt wurde und an einer Laterne an der Kreuzung befestigt. Man hofft, dass das Fahrrad dort hängen bleiben wird, in Erinnerung an Hadrien.
Leider ist der Verkehr hier in Brasilien extrem ungeregelt und keiner achtet auf den anderen. Der Fall ist durch alle möglichen Medien gegangen. Ich habe enorm an Respekt gewonnen und werde in Zukunft vorsichtiger unterwegs sein.
Bitte passt auf euch auf.

Dienstag, 13. März 2012

Was ist klein, schwarz, summt und nervt TOTAL?

MOSKITOS!
Das hier ist in ca. 5 Minuten während der Abenddämmerung zustande gekommen.


"Gott sei Dank" bin ich allergisch und die Stiche schwellen so richtig schön an, macht alles noch viel toller :)

Kratzige Grüße nach Deutschland, wo man sich schon über EINEN Schnacken im Zimmer TIERISCH aufregt :)

Montag, 12. März 2012

Was ist Zeit?

Zeit ist objektiv, eine physikalische Größenart. Zeit ist überall gleich: Eine Minute hat auf der ganzen Welt 60 Sekunden und 1 Sekunde ist überall gleich lang. Klingt einleuchtend.
In Wirklichkeit ist Zeit aber wohl so subjektiv und persönlich es nur geht: 5 Minuten Werbung erscheinen eine halbe Ewigkeit - 60 Minuten Film vergehen wie im Flug. 45 Minuten Schulstunde ziehen sich lang wie Kaugummi - 15 Minuten Pause fühlen sich an wie 2. Die Wartezeit beim Arzt fühlt sich doppelt so lang an wie sie eigentlich ist - die eigentliche Behandlungszeit ist generell viel zu kurz und oberflächlich. Zu Beginn eines Auslandsjahrs erscheinen einem 11 Monate wie UNüberwindbar - 3 Monate vor Schluss fragt man sich, wo die 8 vergangenen geblieben sind.
In Deutschland hat uns jeder gesagt, dass das Jahr wie im Flug vorbei gehen würde. Ich habe mir das dann so vorgestellt à la Du wachst auf und das Jahr ist vorbei. Dementsprechend bin ich erstmal auf die Nase gefallen, als sich die ersten 2 Tage angefühlt haben wie 2 Wochen und dementsprechend down war ich, als ich mir dachte "Noch 11 ganze Monate!!! Wie mach ich das bitte?" Fakt ist, dass die Zeit wirklich schnell verfliegt. Es sind Phasen, in denen du gar nicht mitbekommst, dass Tage und Wochen vergehen und schwupps schaust du aufs Datum und merkst, dass schon wieder ein neuer Monat begonnen hat. Vor allem seit Weihnachten und der Nordostenreise rinnt mir die Zeit unaufhaltsam durch die Finger. Wenn ich Anfang Januar gesagt habe, dass ich Ende Juni heimfliegen werde, habe ich immer "Ach, dauert ja noch" als Kommentar erhalten. Gedacht habe ich mir "Naja, sooo lang ist es auch nimmer". Jetzt bekomme ich entsetzte Gesichter und ein ungläubiges "Schoooon?" als Reaktion und würde am liebsten auf der Stelle losheulen und sagen "Neeein, das ist noch nicht bald!!!". Leider ist es aber schon bald und es vergeht kein Tag, an dem ich nicht daran denke.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es dann erst richtig losgeht, aber dieses Gefühl trügt. Dann ist alles vorbei und ich weiß nicht, wann ich zurückkommen kann. Deshalb ist mein Ziel, diese letzten 3,5 Monate hier noch so RICHTIG auszukosten und alles mitzunehmen, was geht.

Es ist nicht so, dass ich sage "Ich freue mich nicht auf Deutschland" oder "Ich will nicht nach Deutschland", aber es ist auf alle Fälle so, dass ich sage "Ich freue mich nicht auf die Abreise von hier" und "Ich will noch nicht hier weg".

Ich freue mich auf euch, auf Deutschland, auf Kroketten, Donauwelle, Hähnchencordonbleu und Schweinebraten, aber ich freue mich nicht, dass ich hier wegmuss.

Wir sehen uns in ca 3,5 Monaten! "Leider" ;)

Herzallerliebste Grüße!

Dienstag, 6. März 2012

Nachschub zum Update

Circa 20 Minuten nach meinem letzten Eintrag "Update" ist ein gewaltiges Gewitter aufgezogen. Ich habe das ganze unterschätzt und einfach normal weiter gewerkelt. Hier in Nioaque ist es normal, dass bei Regen in Kombination mit Wind der Strom ausfällt, weil die Stromleitungen lose sind und es dann schnell dazu kommt, dass die sich berühren, was weiß ich. Zumindest hier in der Chácara, in der ich wohne, ist es üblich, dass der Strom für ein bis mehrere Stunden wegbleibt. Also ist es zur Gewohnheit geworden, bei schlechtem Wetter die Wasserkiste zu füllen, damit im Notfall noch alle duschen können, usw. Aber diesmal war es echt hart: Es hat einen SCHLAG getan und ich habe an meinem Laptop DEN Stromschlag meines Lebens mitgenommen. Im Ernst, ich kann mich kaum dran erinnern, ich hab das Gefühl, dass ich mich von außen sehe :D Ich weiß noch, dass ich übelst erschrocken bin, dann erst gecheckt habe, dass das ein Stromschlag und der Laptop sofort aus war und ich ihn dann einfach zugeklappt habe, aufgesprungen bin und "HOLY SHIT!" gesagt habe. Dann hab ich den Schmerz in meinen Händen gespürt (AU!) und gemerkt, dass sich meine Organe wie zusammengepresst angefühlt haben. Mir ging es aber fast sofort wieder gut, trotzdem war das ein SCHOCK :D Und ich dachte, dass der Stromschlag, den ich hier aus Versehen in der Steckdose kassiert habe (die sind hier freiliegender als in Deutschland, da passiert das schonmal leichter :D), schon stark war :D
Jedenfalls bin ich dann sofort aus dem Zimmer raus, es haben sich dann auch alle zusammen gefunden (es war ja jeder am Mittagsschlaf halten) und auf einmal hat es dann angefangen zu winden und zu schütten, wie ich es hier vorher noch nicht gesehen habe. Mein Gastvater ist dann raus und hat drei Küken vor dem Ertrinken bewahrt. Und dann BÄM die Überraschung, hat es angefangen zu HAGELN. EISKÖRNER. Bei 30° oder so!!! Irgendwie ist meine Welt zusammengebrochen.
Beweis:

HAGEL!!!
Blöderweise ist nicht nur das Telefon durchgebrannt, sondern auch ALLE Aparate von meinem Gastbruder, der hier ja Internet anbietet. Also waren wir und seine Kunden von gestern Mittag bis heute Abend ohne Internet. GOTT sei Dank ist meinem Laptop nix passiert!

Der ganze Spuk war dann aber auch schnell wieder vorbei und der Strom ist auch nach nur einer Stunde zurückgekommen. Tja, so ist das eben hier. Und ich kann noch nichtmal sagen "hier in Brasilien", weil es in den großen Städten nicht passiert :D Ich habe erfahren, dass Nioaque zu den 30 ärmsten Gemeinden Brasiliens gehört, deswegen haben wir einen "mobilen Zahnarzt", ein Van, von der Regierung bekommen. Auf der einen Seite traurig, auf der anderen Seite erklärt es die Zustände hier und schafft Hoffnung, dass sich vielleicht was bessert mit Hilfe der Projekte, die es so gibt. Mal sehen, man kann nur hoffen.

Jetzt aber erstmal gute Nacht und geladene Grüße ;)

Sonntag, 4. März 2012

Update :)

So liebe Leute,
Zeit mal wieder für ein allgemeines Update.
Seit Donnerstag habe ich wieder Schule (ENDLICH!). Eigentlich sollte die schon am 6.2. anfangen, aber die Bürgermeisterin hat entschieden, dass die Gemeinde erst am 1.3. anfängt zu arbeiten, deswegen gab es bisher keine Schulbusse, um die Leute von weiter weg zur Schule zu bringen.
Ich bin jetzt im "terceiro ano", also im letzten Schuljahr und wir sind 44 Schüler in einem Klassenzimmer. (Mit Klimaanlage und Ventilator lässt es sich aber recht gut aushalten).
Man merkt schon, dass vieles anders ist als in Deutschland. Nicht nur, dass die Schule spontan später anfängt und 44 (!!) Schüler in einem Klassenzimmer sitzen. Es ist außerdem so, dass man sich jedes Jahr neu einschreiben muss. Es gibt keine Schulpflicht und in den öffentlichen (in meinem Fall staatlich) Schulen sind die Plätze vor allem für die Morgensschiene heiß begehrt. Wer zu spät kam, hat keinen Platz mehr für "morgens" bekommen und muss nachmittags oder abends kommen.
So ähnlich läuft es auch mit den Lehrern: Die sind zwar beim Staat angestellt, so was wie Verbeamtlichtung gibt es aber nicht. Für verschiedene Sachen müssen sie Prüfungen schreiben, und nur wer besteht, wird genommen. Das gilt z.B. für die Verantwortung vom PC-Raum. Bei den normalen Fächern ist es folgendermaßen: Wer zuerst bittet, wird in der Regel zuerst genommen. Wenn man dann nicht alle Stunden nehmen will, kommt der nächste an die Reihe. Außerdem geben viele Lehrer nicht nur an meiner Schule, sondern auch an der städtischen Schule (nebenan) oder an der Indio-Schule Unterricht. Was ich halt überraschend finde, ist, dass am Tag vor Unterrichtsbeginn noch Lehrer bei meiner Gastmutter anrufen (sie ist ja Direktorin der Indio-Schule) und meinen, dass sie die Stunden nicht antreten wollen. Da es aber mehr Bewerber als Stunden gibt, hat sie da keine Probleme, einen Ersatz zu finden.
Das neue Direktorat versucht nun auch, alles ein bisschen strenger anzugehen. Man darf weder in der 1. noch in der 4. Stunde (direkt nach der Pause) zum Wasser trinken und aufs Klo, die Handys müssen ausgeschaltet sein, es wurde eine Woche geschaffen, in der alle Bimester-schulaufgaben geschrieben werden, etc. Ich hoffe, dass sich das (zumindest mit dem Wassertrinken) wieder lockert :D Manchmal ist Philosophie oder so einfach SO was von stinklangweilig, dass man einfach mal raus muss ;)
Was mich traurig macht, ist, dass in meiner Klasse schon die Abschlussfeier geplant wird. Ich kann da leider nicht dabei sein und auch bei so manchen Schulaktionen, die schon feststehen, werde ich wohl nicht mehr hier sein. Das macht mir Lust darauf, einfach noch bis Ende des Jahres zu bleiben, aber ich weiß, dass es nicht geht. Das ist das Doofe am Auslandsjahr. Irgendwann hat es ein Ende... und meines rückt schon in greifbare Nähe: Ende Juni bin ich wieder im Lande, also nur noch 3,5 Monate.
Ging jetzt doch ziemlich schnell rum. Naja, rumheulen bringt nix, die Devise heißt "Das Beste drauß machen".
Gestern waren wir mal wieder in Paraguay, unser Kofferraum wurde probiert zu knacken, aber ohne Erfolg.
So, jetzt ist der neueste Stand wieder hergestellt.
Bis bald,
die Anne

Achja: Hier ist es immernoch warm, immer mindestens 30°, wenn nicht sogar mehr. Abgesehen von der letzten Woche, in der es quasi jeden Tag geregnet hat, ist hier nix von wegen Herbst zu erkennen. Gut so! :)